Unternehmen agieren in einem politischen Rahmen. Als «Corporate Citizens» sind sie auch eine Art Mitbürger:innen unseres Staates. Denn von den wichtigen Prinzipien einer Demokratie wie vielfältigen Mitsprachemöglichkeiten, freien Medien, der Gewaltentrennung und einem funktionierenden Rechtssystem profitieren auch Unternehmen. Sie sind ebenfalls besorgt, wenn die Demokratie bedroht ist und autoritäre oder autokratische Tendenzen im Aufwind sind. Und sie können – und wollen – Verantwortung für die Demokratie übernehmen
(Corporate Democratic Responsibility).
In vielen Unternehmen sind Nachhaltigkeits-Programme etwa im Sozialbereich oder für Umweltthemen (Corporate Social Responsibility) bereits etabliert. Von einem politischen Engagement – über die eigene, unmittelbare Interessenvertretung hinaus – sehen viele Unternehmen jedoch bewusst ab. Solange kein direkter Zusammenhang zur Geschäftstätigkeit besteht, beziehen Firmen in der Regel keine Stellung zu Wahlen oder aktuellen Abstimmungsthemen. «Politisches Engagement» kann jedoch auch weiter gefasst werden. Es kann auch bedeuten, sich für die Demokratie als politisches System ganz allgemein einzusetzen. Denn zu einer demokratischen Kultur gehört es, gemeinsam zu diskutieren und an Kompromissen zu arbeiten, diese schätzen zu lernen und auch Konflikte auszuhalten. All das muss aber gelernt und geübt werden. Und genau hier hat die Unternehmenswelt grosses Potenzial. Beispielsweise, wenn es um die junge Bevölkerung geht.
Die jüngste
Schweizer Wahlstudie Selects hat erneut eine tiefe Wahlbeteiligung bei den 18- bis 24-Jährigen festgestellt: 29 % Wahlbeteiligung im Vergleich zu durchschnittlich 46.7 % in der Gesamtbevölkerung. Aus Studien ist ausserdem bekannt, dass diese Bevölkerungsgruppe mit vergleichsweise wenig Optimismus in die Zukunft schaut. Forschungsergebnisse haben auch gezeigt, dass sich Lernende im Vergleich mit Maturand:innen und Studierenden weniger politisch beteiligen. Unternehmen, die Lernende ausbilden, haben direkten Zugang zu diesen jungen Menschen.
Gemeinsam mit
Pro Futuris haben die sieben Pionierfirmen Baloise, Helvetia, Julius Bär, Migros-Genossenschafts-Bund, Roche, Siemens Schweiz AG und Swiss Re das neue Netzwerk “Unternehmen für Demokratie” gegründet. Als Pilotprojekt bieten die Unternehmen ihren Lernenden Workshops an, um Demokratieverständnis und Zukunftskompetenzen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stärken.
Nach einer ersten erfolgreichen Durchführung zwischen November 2023 und Februar 2024 finden die Zukunftsgestaltungs-Workshops im Herbst 2024 eine Fortsetzung.